In Folge des verheerenden Hochwassers im Landkreis Rottal-Inn erhielt unser Baufachberater am Abend des 5.Juni gegen 19.40 Uhr den Einsatzbefehl, ab 8 Uhr am Montag den 6. Juni die Einsatzkräfte im Landkreis Rottal-Inn zu unterstützen.
Schnelles Packen der persönlichen Ausrüstung, verladen der zusätzlichen Ausstattung, dann ging es nach einer kurzen Nachtruhe am Morgen gegen halb fünf nach Pfarrkirchen.
Nach einer kurzen Einweisung durch den Kreisbaumeister des Landkreises Rottal-Inn ging es für drei Baufachberater aus den Ortsverbänden (OV) Forchheim, Roth und Neuburg an der Donau mit jeweils einem Mitarbeiter des Bauamtes nach Simbach am Inn und den anderen betroffenen Gemeinden.
Aufgabe der Trupps war die Beurteilung der Gebäude auf Standsicherheit und weitere Nutzbarkeit. Da viele der Gebäude bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht besichtigt wurden, sollte hier die Erstbegehung durchgeführt werden um eine Einschätzung der Gefährdung zu erhalten. Schon hier zeigte sich, dass einige Gebäude im Rahmen der dringlichen Gefahrenabwehr unverzüglich abgerissen werden mussten, um die Einsatzkräfte und freiwilligen Helfer nicht weiter zu gefährden.
Zumeist handelte es sich um Gebäude oder Gebäudeteile, die an neuralgischen Plätzen oder Straßen standen, welche ein weiteres, gefahrloses vordringen in weitere Schadensgebiete verhinderte. Gleichzeitig wurde bereits begonnen, an beschädigten Objekten eine Überwachung der Gebäudestruktur auf fortschreitende Schädigung und Veränderungen durchzuführen.
Hierfür wurden die vorhandenen Risse protokolliert, vermessen und teilweise mit sogenannten Rissmonitoren überwacht. An diesen Rissmonitoren können auch kleinste Veränderungen der Risse abgelesen werden. Diese Rissmonitore wurden in den folgenden Tagen regelmäßig kontrolliert.
Eine weitere Aufgabe bestand darin, bereits früher gesperrte Häuser zu besichtigen und für die Bewohner nach Möglichkeit wider zur Nutzung freizugeben. Teilweise wurden auch mit den Bewohnern gemeinsam Wertgegenstände oder wichtige Unterlagen aus den Häusern geholt.
Im Laufe des 9. Juni verschlechterte sich Aufgrund von starken Regenfällen in manchen Bereichen die Lage dramatisch. So waren beispielsweise allein im Stadtgebiet Simbach am Inn zwei drohende Hangrutsche zu bekämpfen. Hierbei kam neben der Rettungsspinne – ein Schreitbagger Menzi Muck – auch schweres Gerät eines Bauunternehmers zum Einsatz. Nachdem einer betroffenen Hänge anschließend mit Folie abgedeckt war, konnte der Tag schließlich kurz vor Mitternacht beendet werden.
Am darauffolgenden Tag wurde damit begonnen, eine Brücke zu ertüchtigen und eine Lagerhalle eines Sägewerkes abzustützen, da ein unmittelbarer Nähe ein provisorischer Schulweg zum Schulzentrum hergestellt wurde. Zur Sicherung der Arbeiten wurde hier das Einsatzstellensicherungssystem (ESS) des OV Berchtesgadener-Land eingesetzt. Diese Einsatzstelle wurde dann an den Baufachberater des OV Laaber übergeben, der diese über das Wochenende weiterführte.
Die zweite Einsatzwoche im Landkreis Rottal-Inn begann ebenfalls mit der Abfahrt um 4.30 Uhr am Montagmorgen im Ortsverband. Eingetroffen in Simbach wurden die bereits in der Vorwoche angebrachten Rissmonitore überprüft und die Ergebnisse ausgewertet.
Weitere Aufgaben waren die Beurteilung von Gebäuden und gegebenenfalls deren Übergabe an die Eigentümer. Außerdem wurden verschiedene Gebäude verschlossen oder Abstützmaßnahmen durchgeführt. Diese Abstützungen wurden durch die anwesenden Bergungsgruppen unter Anleitung des Baufachberaters durchgeführt. An verschiedenen Häusern zeigten sich im Laufe der Zeit neue Schäden, so dass hier wiederholt Begehungen durchgeführt werden mussten, wobei oftmals wiederum Rissmonitore angebracht wurden.
Am frühen Mittwochnachmittag konnte der Einsatz im Katastrophengebiet für den Forchheimer Baufachberatertrupp planmäßig beendet werden. Die beiden Helfer freuten sich auf einen ruhigen Abend Zuhause. Allerdings wurde diese Hoffnung bereits auf der Heimfahrt zerstört, als das Telefon klingelte und verkündete:
„Einsturz einer Autobahnbrücke mit mehreren Toten und Verschütteten auf der A7 bei Schraudenbach! Baufachberater Forchheim unverzüglich zur Überwachung der Arbeiten mittels ESS an die Einsatzstelle!“
Angekommen an der Einsatzstelle wurde gemeinsam mit dem ESS-Trupp des OV Schweinfurt die bereits begonnene Überwachung ausgewertet und eine Verdichtung der Messpunkte vorgenommen. Im weiteren Verlauf wurden die Messergebnisse überwacht um eine Gefährdung der eingesetzten Rettungskräfte zu verhindern.
Nach Abschluss der Rettungsarbeiten und Rückbau des Systems konnte der Baufachberatertrupp die Einsatzstelle verlassen und die Rückfahrt antreten. Am Mittwochabend gegen 23.50 Uhr konnte der Einsatz beendet werden und die Helfer freuten sich auf die wohlverdiente Ruhe.
Doch bereits am Freitag gegen 13.30 Uhr war die Ruhe bereits wieder vorbei. In Breitengüßbach, Landkreis Bamberg, drohte durch die Wassermassen ein Haus unterspült zu werden. Vor Ort wurden die anwesenden Feuerwehrkräfte bei den Sicherungsmaßnahmen beraten und gleichzeitig das Gebäude überwacht. Nach Abschluss der Sicherungsmaßnahmen wurde das Gebäude kontrolliert und konnte anschließend wieder für die Bewohner freigegeben werden.
Mit der Rückkehr und wiederherstellen der Einsatzbereitschaft endeten zwei anstrengende und außergewöhnlich einsatzreiche Wochen für unseren Baufachberater.