Eine Einsatzoption des THW ist der Bau von behelfsmäßigen Brücken und Stegen zur Überwindung von Gewässern, Gräben oder Trümmerfeldern. Früher wurden Fußgängerstege vom THW in der Regel mit Hilfe von Holzkonstruktionen gebaut. Seit der breiten Verfügbarkeit des Einsatzgerüstsystems (EGS) wird diese traditionelle Methode nur noch selten geübt.
Brücken auf Basis des EGS “Baukastens” haben viele Vorteile, aber im Katastrophenfall einen Nachteil: Die vom THW mitgeführten Komponenten sind nur für kleine Stege ausreichend. Materialnachschub gibt es höchstens bei Gerüstbaufirmen, aber auch nur dann, wenn die Systeme kompatibel sind. Die Holzstege bestehen dagegen fast nur aus Rundhölzern, Holzbohlen und Leinen. Material also, das breit verfügbar ist und viele Möglichkeiten zum Improvisieren bietet.
Wie wichtig der Bau von Behelfsübergängen ist, hat sich bei der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands im Juli 2021 gezeigt. Alleine im Landkreis Ahrtal wurden 62 Brücken vollständig zerstört.
Vor diesem Hintergrund wurde der Bau eines Hängestegs geübt. Dazu werden auf beiden Ufern des Gewässers je zwei Dreiböcke aus Holz mit einem Querholm verbunden. Über diese beiden Portale werden zwei Greifzugseile als Tragseile gelegt und mit Erdankern verankert. An den Tragseilen werden Halteleinen mit Schäkeln eingehängt, die dann Holzbohlen als Lauffläche des Steges tragen.
Beim Aufbau des Steges auf einer Übungsfläche hat sich dann die bereits angesprochene Flexibilität gezeigt: Statt eines Portals aus Dreiböcken konnte an einem “Ufer” ein bereits vorhandener Container in die Konstruktion eingebaut werden. Ebenso improvisiert wurde die Verankerung: Auf einer Seite wurde statt eines Erdanker-Paars der MzKW als Fixpunkt verwendet.
Nachdem der Aufbau prinzipiell funktioniert hat, waren sich die Helfer*innen einig: Den nächsten Steg bauen wir nicht auf einer Wiese, sondern über einen “echten” Graben.