THW übt mit Großaufgebot den „Herbststurm 2017“
Ein actionreiches und forderndes Wochenende verbrachten mehr als 60 Helferinnen und Helfer von THW und Rotem Kreuz bei einer standortverlagerten Ausbildung in der Nähe von Ingolstadt. Szenario der Übung „Herbststurm 2017“: Das Sturmtief „Sebastian“ zog über die Region Ingolstadt und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Die Einsatzkräfte vor Ort konnten die Lage alleine nicht mehr bewältigen und forderten Hilfe an. Das Technische Hilfswerk entsendete ein Hilfeleistungskontingent aus drei Ortsverbänden zur Unterstützung.
Für drei Tage ging es für über 60 Helfer der Ortsverbände Forchheim, Lauf und Amberg in das Bundeswehr-Ausbildungszentrum für Pioniere nach Münchsmünster, um dort den Ernstfall zu üben. Zum Eigenschutz wurden die Einsatzkräfte von zwei Helfern der BRK Bereitschaft Forchheim begleitet. Schon kurz nachdem die Helfer sich einrichten und zu Abend essen konnten, wurde die Einsatzbereitschaft im Bereitstellungsraum hergestellt.
„Legen eines Bypass für eine Wasserleitung“ lautete der erste Einsatzauftrag für die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen. Auf dem Weg zur Einsatzstelle kam die Fachgruppe jedoch an einem fiktiven Verkehrsunfall zwischen einem LKW und einem PKW vorbei. Die Einsatzfahrt wurde abgebrochen und die Lage durch den Gruppenführer erkundet.
Schnell war klar, dass es bei dem Unfall mehrere kompliziert eingeklemmte Personen gab und der LKW-Fahrer vermisst wurde. Zur Unterstützung entsandte die Einsatzleitung weitere Einheiten, die mit hydraulischem Rettungsgerät die patientenschonende Rettung beginnen konnten. Der PKW, durch den Unfall umgeworfen und auf die Seite geschleudert, wurde abgesichert, die Personen durch Entfernen des Daches gerettet und dem Rettungsdienst übergeben. Die unter dem LKW eingeklemmte Person, dargestellt durch eine Puppe, musste mit Hilfe von pneumatischen Hebekissen geborgen werden.
Bei der Suche nach dem vermissten LKW-Fahrer wurde angenommen, das Suchhunde der örtlichen Polizei bei einem nahe gelegenen See anschlagen. Daraufhin wurden die Bergungstaucher und die 2. Bergungsgruppen (B2) der Ortsverbände Forchheim und Lauf angefordert, um das Areal auszuleuchten und die vermisste Person aus dem See zu bergen. Der LKW-Fahrer (auch hier eine Übungspuppe), konnte leider nur noch tot aus dem Wasser geborgen werden.
Am nächsten Morgen ging es direkt nach dem Frühstück weiter: Die 1. Bergungsgruppe (B1) wurde zu einem Zug gerufen. Durch den Sturm war die Bahnstrecke unterspült und der letzte Waggon aus dem Gleis gesprungen. Aufgabe für die Einheiten war, einen Kesselwagen wieder auf die Schienen zu bringen. Eine knifflige Aufgabe — der 22 Tonnen schwere Waggon wurde mit Hilfe von Hebekissen und Hydropressen angehoben, unterbaut und über eine Rollfläche kontrolliert zurück auf die Gleise gezogen.
Währenddessen mussten weitere Einheiten eine ganz andere Folge des angenommenen Sturms bewältigen: Ein wichtiger Steg über einen mehr als 15 m langen Graben war zerstört worden und es musste schnellstmöglich Ersatz her. Mittels Einsatz-Gerüst-System (EGS) arbeiteten sich die Helfer Stück für Stück von einer Seite des vor und konnten schließlich nach wenigen Stunden bereits den erfolgreichen Brückenschlag vermelden.
Am Wasserübungsplatz, ein Stück außerhalb des Kasernengeländes, kamen zeitgleich die übrigen Einheiten zum Einsatz, koordiniert vom Zugtrupp des THW Lauf, der die Einsatzabschnittsleitung vor Ort übernahm und damit die zentrale Führungsstelle entlasten konnte.
Angenommen wurde, dass durch den Regen die meisten Straßen überschwemmt waren. Die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen musste eine Schlauchstrecke entlang der Donau legen, mit der besonderen Schwierigkeit das lediglich die Großpumpe „Hannibal“ mit einem besonders geländegängigen Fahrzeug auf die andere Seite gebracht werden konnte. Das restliche Material sowie die Helfer konnte nur mit Booten über die Donau zur Einsatzstelle gebracht werden. Zur gleichen Zeit versuchten die Bergungstaucher in einem Hafenbecken eine defekte Unterwasserleitung zu orten und zu reparieren. Unterstützt wurden sie dabei von der Fachgruppe Wassergefahren mittels Echolot.
Nachdem alle Einsatzlagen gegen 15 Uhr abgearbeitet waren und alle Helfer kurz durchschnaufen konnte, liessen die letzten Einsatzaufträge nicht lange auf sich warten: Für alle Atemschutzgeräteträger, sowie weitere Einheiten aus Forchheim ging es zu einem Haus, in dem nach einer Gasexplosion starke Rauchentwicklung und zwei vermisste Personen gemeldet wurden. Die erste Person konnte schnell vom Atemschutz-Trupp gefunden und im Gebäude durch den Rettungsdienst versorgt werden. Währenddessen stürzte eine instabile Wand ein und versperrte den Rettungskräften den Ausgang. Daraufhin wurde ein Wanddurchbruch nach innen durchgeführt um den in Lebensgefahr schwebenden Patienten schnellstmöglich zu retten.
Parallel dazu hatten die restlichen Einheiten eine weitere Lage am See zur Aufgabe. Szenario hier: Durch eine lange Dürre und Windbruch kam es zu Waldbränden, die Löschwasserversorgung ist nur per Tankfahrzeug möglich. Aufgabe des THW war es nun, mittels EGS ein Portal zu errichten, von dem aus Tankwagen für die Feuerwehren befüllt werden konnten. Das Wasser dafür wurde mit der Hochleistungspumpe Hannibal aus dem nahe gelegenen See auf über 3 m Höhe gefördert, um dort kontrolliert Wassertanks zum Löschwassertransport zu füllen.
In den frühen Abendstunden waren auch die letzten beiden Szenarien erfolgreich abgearbeitet – für die Helferinnen und Helfer konnte nun mehr die Übung bei einem gemütlichen Abendessen ausklingen. Verpflegt wurden alle Kräfte von der Logistikeinheit des THW Forchheim, die ebenfalls unter Einsatzbedingungen in der Feldküche alle Einsatzkräfte hervorragend bekochte.
Im Abschlussgespräch zeigten sich alle Beteiligten sehr zufrieden und beeindruckt mit dem Verlauf der Ausbildung. Trotz ungewöhnlicher, teils physisch recht fordernder Lagen konnten die Einsatzkräfte aus verschiedenen Ortsverbänden bzw. Organisationen im Team alle Aufgaben erfüllen und viel voneinander lernen. Nicht zuletzt den Organisatoren Jürgen Hoppe und Maximilian Petermann, sowie den vielen Unterstützern ist zu verdanken, dass diese Ausbildungsveranstaltung zu einem vollen Erfolg werden konnte. Das THW Forchheim bedankt sich an dieser bei allen beteiligten Einsatzkräften des THW aus Lauf und Amberg sowie der Bereitschaft Forchheim vom Bayerischen Roten Kreuz.